Guido Cavalcanti
Wer ists, die jeder anschaut
mit Entzücken,
Wo sie sich zeigt, und die mit
Glanz durchfächelt
Die Luft, daß Amor ihr zur
Seite lächelt,
Und jeder seufzt, und ihm kein
Wort will glücken?
Gott! wenn sie aufblickt, wie
die Augen gleißen:
Nur Amors Worte sagtens, nicht
die meinen!
So will sie mir der Demut
Herrin scheinen,
Daß neben ihr „Verdruß“ die
andern heißen.
Wer könnte ihre Anmut
schildernd loben?
Ihr muß sich allen Adels
Tugend neigen,
Die Schönheit will sie ihre
Göttin nennen.
Nicht ward bisher der Geist
uns so erhoben,
Noch mochte solches Heil uns
niedersteigen,
Daß wir von Grund aus möchten
sie erkennen!
Mir dünkt, du sahst auf deines Traumes Wegen All das, was schön und gut, im reinsten Lichte, Den Herrscher selbst, der thronend im Gerichte Die Welt der Ehre lenkt zu Heil und Segen. Er weilt ja dort, wo Schmerz und Pein sich legen, daß sich ein ängstlich-frommes Herz beschwichte. Er führts im Schlaf mit sanftem Angesichte Hinan, doch ohne Schmerz uns zu erregen. Auch dein Herz wollt er himmelaufwärts tragen – Und eh der Tod sie in den Arm konnt schließen, Gab er das Herz ihr, diesem zu entrinnen. Als du erwachtest, weil es wollte tagen, Sahst du ihn gehn – sahst seine Tränen fließen, Weil ihn sein Widerspiel vertrieb von hinnen! |
Mir scheint, daß dir erschienen aller Segen Und was den Sinn als gut und rein beschwichte, Als du den Mächtigen sahst im Traumgesichte, Den Herrscher aller, die der Ehre pflegen. Dort wo der Kummer stirbt, ist er zugegen Und sitzt im frommen Busen zu Gerichte, Raubend im Schlaf, daß alles sanft sich schlichte, das Herz uns, ohne Schmerzen zu erregen. So nahm er dein Herz auch, als er erkannt, Daß deine Herrin ließ der Tod verzagen, Und gab ihr dieses Herz, das Angst empfand. Als du gesehen, daß er weinend schwand, Da mußtest süßen Schlummers du entsagen, Weil jetzt sein Widerspiel ihn überwand. |
|
|
Ich komm, wie oft, wie oft, zu
dir am Tage,
Doch gar zu niedrig find ich
jetzt dein Denken;
Und deinen reichbegabten Geist
sich senken
So tief zu sehn – das ists,
was ich beklage.
Du pflegtest Leuten von
gemeinem Schlage
Mit Abscheu früher aus dem Weg
zu lenken;
Du wußtest liebe Worte mir zu
schenken,
Die ich als Lieder im
Gedächtnis trage.
Jetzt, wo du häßlich lebst,
mag ich nicht zeigen,
Wie gern ich deinen Sang auch
heut noch lauschte:
Ich bin, unsichtbar, stets bei
dir zu finden.
Wird dieses Liedchens Sinn dir
recht zu eigen,
So muß, was grell und widrig
dich umrauschte,
Aus deiner kleingewordnen
Seele schwinden!